Weinbrief Mai 2015


Wappen

 

 

Lieber Weinfreund,                                                                                        im Mai 2015

mit diesem Weinbrief möchten wir Ihnen den neuen Jahrgang präsentieren. Wir sind stolz darauf, dass wir in der Linie der Familientradition seit nunmehr 30 Jahren die Verantwortung für unsere Weinberge tragen. Änderungen haben wir in dieser Zeit behutsam vorgenommen, die guten
Weinberge wurden mit Rieslingreben bepflanzt und die Neuzüchtungen wurden ausgehackt.
Weinberge, die nicht unseren Ansprüchen entsprachen, etwa die kieselsteinigen, wenig nachhaltigen Böden auf dem Hunsrück zugewandten Plateaus wurden gerodet und zu Ackerland zurückgeführt. Neue Flächen wurden prinzipiell nur am Hang in den großen Gewächslagen zugekauft.

Es wurde uns nie langweilig, für Abwechslung sorgen Spielwiesen wie Grauburgunder, Chardonnay und Sauvignon blanc, die auf unseren Vulkanböden durchaus große Weine liefern. In den kommenden Jahren wollen wir Silvanerreben pflanzen, eine Rebsorte, die bei uns Tradition und nach
dem Krieg große Verbreitung im Weinbaugebiet Nahe hatte.

Wir sind stolz darauf, dass fast 3/4tel unserer Weinberge innerhalb der Abgrenzung für die großen Gewächse liegen.
Aber es ist nicht nur der Grund und Boden, es ist auch die Vertrautheit und die Pflege der Reben, die zu Qualität führt.
So ist vorallem viel Handarbeit der Weg zum Ziel. Ernte von Hand ist obligat und garantiert die Auswahl von gesunden, vollreifen Trauben.
Der Transport des Erntegutes erfolgt in kleinen Behältern, um die Trauben ohne Pumpen nur mittels vorsichtigem Kippen gefördert.
Anschließend- je nach der Zielsetzung sofort als Ganztrauben gepresst, schonend gemahlen oder nach dem Mahlen auf der Presse bis zu 18 Stunden mazeriert.

Die Bahndlung der Weißweintrauben ist das Stilmittel per se, das wollen wir uns nicht nehmen lassen, daher ist der Traubenvollernter für uns tabu, denn der nimmt die Maischung der Trauben vorweg.

Die Ganztraubenpressung ist nur für reife Trauben geeignet und liefert schlanke, säurebetonte Weine.

Das Mahlen der Trauben vor der Pressung und eine anschließende zürge Verarbeitung ist der normale Weg.
Es entstehen langlebige, aromatische, lebendige Weine von großer Brillanz.

Das Stehenlassen von bis 18 Stunden ergibt weichere, aromaintensive Weine, die wenig Säure zeigen. Der Antagonist der Weinsäure,
das Kalium, ist in den Beerenhäuten eingelagert und wird von dort während der Mazeration ausgelöst. Gleichzeitig werden wertgebende Tannine (süße Gerbstoffe) freigesetzt, sie geben den Weinen Struktur.

Mehr als 18 Stunden zu mazerieren verändert die Weine grundlegend, ohne sie unbedingt zu verbessern. Sie werden durch das Auslösen der Phenole
(adstringierende Gerbstoffe) aus den Schalen und vor allem aus den Kernen bitterer und verlieren an Fruchtgeschmack. Sie entwickeln sich
dann zu orangefarbenen Weinen aber im Gegensatz zu Rotweinen ohne die typischen Anthocyane (Rotweinfarbstoffe), deren Zusammenspiel mit den Tanninen die eigentliche Qualität des Rotweines ausmacht.

Wir würden Sie auch in diesem Frühjahr wieder gerne mit unseren Weinen beliefern. Es ist geplant, dass wir am 1.7. in Ihrer Gegend sind.
Es grüßt Sie herzlich Ihre Winzerfamilie Göttelmann-Blessing

2014 war der Austrieb der jungen Knospen sehr früh, es folgte Anfang Juni eine ebenfalls frühe Blüte der Reben, die Bedingungen waren ideal, so dass die kleinen Beerchen optimal reifen konnten.

Erfahrungsgemäß sind die Trauben 105 Tage nach der Blüte reif, das ließ eine frühe Ernte erwarten.
Dann kam im August der große Regen, wir hatten in einem Monat über 250mm Niederschlag, normalerweise gibt es bei uns im Wetterschatten des Hunsrück im ganzen Jahr nur 400mm. Das bremste die Entwicklung. Zum Glück hatten wir Ende September bis Mitte Oktober während der Hauptlese eine trockene, warme Phase, in der wir vollreife, durchgefärbte Trauben mit braunen Kernen ernten konnten.

Leider kam Mitte Oktober wieder Regen gepaart mit untypisch hohen Temperaturen, was die Hoffnung auf edelsüßes oder Eiswein zunichtemachte, wir haben an “Meisterstücken” lediglich 200 LIter Riesling Auslese mit 125° Oechsel ernten können.

 

 

 

Der Pittersberg stammt aus alten Rebbeständen. Das Tal dort ist etwas windoffen, dadurch ist der  Wein von einer herben Frische, er passt perfekt zu Fischgerichten. (Longcap)

Der “Schwarze Schiefer” ist wie immer aus dem Rheinberg, dort steht eine kleine Schicht Devonschiefer aus dem rheinischen Schiefergebirge an. Der Gesundheitszustand der Beeren erlaubte eine Maischestandzeit von 18 Stunden, was dem Wein eine perfekte grün-gelbe Farbe verleiht und auch zur weitgehenden Abpufferung der Säure beiträgt. (Longcap)

Der “Rote Schiefer” stammt von den steilen roten Quarzitschieferböden des Kapellenberges, er ist geprägt vom Eisenanteil des Gesteins, der sorgt für viel Aromatik und macht die Weine mineralisch, salzig und nachhaltig.(Kork)

Der Dautenpflänzer- auch er ist auf Quarzitschiefer gewachsen. Alte Reben,  Maischestandzeit, spontane Gärung ohne Hefezusatz und mehrwöchige Lagerung im großen Holzfaß machen ihn zur Eminenz unter unseren Rieslingen. (Kork)

Der Kapellenberg “le mur” wurde mit traubeneigenen Hefen im großen Eichenholzfaß vergoren. Die feine Säurestruktur des Rieslings wird begleitet von Grapefruitaroma, der Wein ist sehr nachhaltig. (Kork)

Der Grauburgunder hat wenig Säure, mit 6g/l ist er ausgesprochen magenfreundlich, ein universeller Wein für alle Speisen und sonstige Gelegnheiten. (Longcap)

Der Chardonnay gärte im großen Hunsrückeichenholzfaß. Nach der Gärung wurde die Hefe wöchentlich aufgerührt, um sie in der Schwebe zu halten, dadurch bekam er die typische, cremige Kernsüße. Die Leitaromen Melone und Honig sind von einer feinen Holzspur durchzogen. (Longcap)

Der Riesling feinherb ist von edler Herkunft, er wuchs im “Mönchberg”, dem steilsten und mühsamsten Teil des Kapellenberges.
Früher wurde den ungezogenen Kindern gedroht:

“Wer Mutter und Vater nicht hört, wird in den Mönchberg geföhrt.”

Mit seinen 9g/l Restzucker gehört er eigentlich eher zu den trockenen Weinen. (Longcap)

Diese Weine stehen für Sie am Pfingstsonntag und Pfingstmontag ab 11°° zu Verkostung bereit.